17. Oktober 2012

Frage zum Geisteszustand eines Buddhas


Frage und Antwort mit S.E. Garchen Rinpoche während des Amidewa Retreats 2012 in Singapur


Frage: Wenn ich aufrichtig daran denke, anderen von Nutzen zu sein, und wenn dabei keine Selbstanhaftung im Geist ist, ist dieser Geisteszustand dann der Buddha?


GR.: Dies ist der Geisteszustand eines Bodhisattvas.
Sich nur um andere zu sorgen, ist Bodhicitta.
Dieser Geist ist die Essenz aller Gottheiten.

Wenn Du mit diesem Geisteszustand irgendeine beliebige Gottheit praktizierst, wirst Du sehr dicht an dieser Gottheit sein und [ihren] Segen erhalten.
Was wir Segen nennen, ist tatsächlich nichts anderes als [reine] Liebe.

Der Geist, der frei von Egoismus ist und sich nur um andere sorgt, ist der Geisteszustand eines Bodhisattvas.
Diese grenzenlose Liebe ist „relatives Bodhicitta“[1].
Ein Buddha hat nicht nur „relatives Bodhicitta“ vollendet, sondern auch „absolutes Bodhicitta“[2],
d.h. ein Buddha-Geist hat vollständig erkannt, dass jegliche Dualität nur Einbildung ist und dass es tatsächlich kein „Selbst“ und „Andere“ gibt.

Es gibt unterschiedliche Bodhisattva-Ebenen, die sogenannten zehn Stufen oder Bhumis, die ein Bodhisattva auf dem Pfad durchläuft.

Der erleuchtete Geist ist jenseits aller Pfade. Dort gibt es kein weiteres Üben, es ist vollständiges Erwacht-Sein.

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[1] Das relative Bodhicitta wird auch als das konventionelle Bodhicitta bezeichnet.
Es bezieht sich darauf, dass wir jetzt in diesem und in all unseren späteren Leben für das Wohl der Wesen wirken wollen, dass wir die Wesen von den acht Arten von Furcht und allen anderen Leiden befreien wollen. 
Es ist der Wunsch, alles dafür zu tun, die Wesen von allen Leiden der acht Arten von Furcht zu befreien.
Weiße Tara Belehrungen von S.E. Garchen Rinpoche München, September 2000, Seite 10, 
Übersetzung Markus Lodermeier, Transkript: Sherab Drölma. Im Auftrag des Garchen Dharma Institut e.V..

[2] Die zweite Art des Bodhicitta ist das absolute Bodhicitta. Es geht dabei um die Leerheit [...], um den sogenannten Dharmakaya, es geht um die höchste Buddhanatur, um den Zustand eines Buddhas.
Weiße Tara Belehrungen von S.E. Garchen Rinpoche München, September 2000, Seite 10, 
Übersetzung Markus Lodermeier, Transkript: Sherab Drölma. Im Auftrag des Garchen Dharma Institut e.V..

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Erinnerungen der Güte, des Mitgefühls und Deiner eigenen wahren Natur, von Seiner Eminenz Garchen Rinpoche.

Übersetzungs copyright der deutschen Fassung © 2012 Daniela König. Redigiert von Ulli Kupzog.
Übersetzungs copyright der englischen Fassung © 2012 Ina Bieler.
Die Zitate können an Freunde weitergeleitet werden - bitte mit dem dazugehörenden copyright. 
Alle anderen Rechte sind vorbehalten.

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ENGLISH VERSION:

Q&A Series with HE Garchen Rinpoche during 2012 Amidewa Retreat in Singapore

 

Q: When I am sincerely thinking of benefiting others and there is no self grasping in the mind, is that mind the Buddha?

 

GR: It is the mind of a Bodhisattva, only caring about others is bodhichitta. This mind is the essence of all deities. If you practice any deity with this mind, you will be very close to the deity and receive blessings. What we call blessings is actually nothing but love. The mind that is free of selfishness and only cares about others is a bodhisattvas mind, such limitless love is relative bodhichitta. A Buddha has not only perfected relative bodhichitta but also ultimate bodhichitta, i.e. a Buddha mind has fully realized that all duality is delusion and that in fact there are no self and others. There are different levels of bodhisattvas, there are ten stages or bhumis a bodhisattva progresses through on the path. The enlightened mind is beyond all paths, there is no more training, it is complete awakening."

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Reminders of Kindness, Compassion, and Your Own True Nature by Kyabje Garchen Rinpoche

Translation copyright © 2012 Ina Bieler. All rights reserved.
The quotes may be forwarded to friends, but all other uses are reserved.

8. Oktober 2012

Frage zur Natur des Geistes


Frage und Antwort mit S.E. Garchen Rinpoche während des Amidewa Retreats 2012 in Singapur


Frage.: Rinpoche sagte, dass wer auch immer die Natur des Geistes erkennt, Buddha sei.
Kann Rinpoche das bitte weitergehend erklären?

GR.: Fühlende Wesen glauben an eine Subjekt-Objekt-Dualität. Sie denken, sie selbst seien von den anderen da draußen getrennt.
Wenn Du den natürlichen Zustand direkt erlebst, fallen all diese Ideen und Fixierungen weg.
Wenn das Denken von „Selbst“ und „Anderen“ wegfällt, wenn man nicht an den gewohnten, konzeptuellen Gedanken festhält, erkennt man, dass die Natur des Geistes tatsächlich wie der [leere] Raum ist.
Im [leeren] Raum gibt es weder Trennung noch Dualität.
Getrenntsein ist nur eine mentale Konstruktion.
Wenn diese mentalen Fabrikationen in sich zusammenfallen, wird man die endlose, raum-gleiche Natur des Geistes erleben. Es ergibt sich ein Gefühl von Weite und Frieden.

Wissend, dass die fühlenden Wesen diese Wirklichkeit nicht realisiert haben, wahrt man bedingungsloses Mitgefühl.
Im natürlichen Zustand des Geistes zu verweilen, ist ein höchst friedlicher und freudvoller Zustand.

Aber die fühlenden Wesen haben ihre eigene, wahre Natur nicht erkannt. 
Mit verwirrtem Geist leiden sie endlos im illusorischen Samsara.
Das ist enorm schade. 
Deshalb weitet sich das Mitgefühl derer, die die Wirklichkeit erkennen, natürlicherweise noch aus.

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Erinnerungen der Güte, des Mitgefühls und Deiner eigenen wahren Natur, von Seiner Eminenz Garchen Rinpoche.

Übersetzungs copyright der deutschen Fassung © 2012 Daniela König. Redigiert von Ulli Kupzog.
Übersetzungs copyright der englischen Fassung © 2012 Ina Bieler.
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Alle anderen Rechte sind vorbehalten.

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Q&A with HE Garchen Rinpoche during 2012 Amidewa Retreat in Singapore



Q: Rinpoche said that whoever realizes the nature of mind is Buddha. Can Rinpoche please explain this further?

GR: Sentient beings believe in a subject-object duality, they think that they themselves are separate from the others out there. When you directly experience the natural state, all these ideas and fixations fall apart. When the thinking of self and others falls apart, when one doesn't cling to the habitual discursive thoughts, one realizes that the nature of mind is actually like space. There is no separation or duality in space. Separation is only a mental construct. When these mental fabrications collapse one will know the endless space-like nature of mind. There is a sense of ease and peace. Knowing that sentient beings have not realized this reality, one maintains unconditioned compassion. Abiding in the natural state of mind is a most peaceful and joyous state. But sentient beings have not seen their own true nature, with confused minds they endlessly suffer in illusory samsara. This is a great pity, thus the compassion of those who know reality naturally prevails.


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Reminders of Kindness, Compassion, and Your Own True Nature by Kyabje Garchen Rinpoche

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