18. März 2012

Der Herzensrat eines alten Vaters

Was ich mit Euch teile, sind nicht die Worte eines großen Gelehrten, sondern die Worte eines alten Vaters mit einer Menge Erfahrung.
Ich habe großes, äußerliches Leid erfahren, dadurch, dass ich zwanzig Jahre in einem Arbeitslager gefangen war. Man könnte dies "ein Problem" nennen. Wie auch immer, innerlich habe ich wirklich kein Leid erfahren. Darüber hinaus halte ich meine Zeit im Gefängnis sogar für eine sehr forteilhafte Zeit.
Als Junge, bevor ich festgenommen wurde, glaubte ich an den Dharma, aber mir fehlte die praktische Erfahrung, mein Glaube war ohne wirkliche Tiefe.
Im Gefängnis hatte ich die Möglichkeit um wirklich zu praktizieren, wobei ich äußerliches Leid mit auf den Pfad der geduldigen Nachsicht nahm.
Nicht ein einziges Mal hoffte ich aus dem Gefängnis frei zu kommen. Ich lebte von Tag zu Tag, frei von Hoffnungen und Ängsten, sendete Mitgefühl an die Wesen, vertraute auf Tara, betete heimlich zu ihr.
Nachdem ich so den Dharma anwendete und die Ergebnisse der Praxis sah, gewann ich Vertrauen in die Gültigkeit des Dharmas und mein Glaube wurde tief und unumkehrbar.
Dann dachte ich, dass es anderen nutzen würde, diese Erfahrungen zu teilen. Und wenn ich reise um zu lehren, teile ich nur meinen Herzensrat mit, der auf meinen eigenen Erfahrungen basiert.
Es ist wichtig, persönliche Erfahrungen zu sammeln, um den Dharma wirklich zu verstehen. Es ist wichtig zu fragen: Was ist wahres Glück? Ist es äußerlich oder innerlich?
Selbst wenn man sehr reich ist und alles hat, was man sich nur wünschen kann, sobald es Hass in der eigenen Familie gibt, erlebt man Hölle-ähnliche Leiden.
Wenn man arm ist, aber Liebe und Güte mit der Familie teilt, erlebt man ein reines Land.
Glück kann nur innerhalb des Geistes entstehen. Glück steht überhaupt nicht im Zusammenhang mit der Außenwelt.
Wenn der Geist gestört ist, findet man überall Leiden, sogar in einem positiven Umstand. Wenn der Geist in Frieden und mit Liebe gefüllt ist, findet man Glück sogar während man von einem scheinbar schwierigen, äußeren Umstand umgeben ist.

"Ausnahmslos jegliches Leid entsteht aus dem Wunsch nach eigenem Glück."

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Erinnerungen der Gütigkeit, des Mitgefühls und Deiner eigenen wahren Natur, von Seiner Eminenz Garchen Rinpoche.

Übersetzungs copyright der deutschen Fassung © 2012 Daniela König.

Übersetzungs copyright der englischen Fassung © 2012 Ina Bieler.
Die Zitate können an Freunde weitergeleitet werden, aber alle anderen Rechte sind vorbehalten.




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What I am sharing with you are not the words of a great scholar but the words of an old father with a lot of experience. I have experienced great external hardships, having spent twenty years confined in a labor camp. You could call this 'a problem.' However, inside I truly did not experience suffering, moreover I consider my time in prison as a very beneficial time. As a boy, before I was arrested, I had faith in the Dharma but lacking practical experience, my faith was somewhat depthless. In prison I had the opportunity to actually practice, taking external hardships onto the path with patient forbearance. Not a single time did I hope to become free from prison, I lived day by day, free of hopes and fears, sending compassion to beings, relying on Tara, praying to her secretly. Having thus applied the Dharma and seen the results of practice, I gained confidence in the validity of the Dharma and my faith became deep and irreversible. 
Then I thought that it would benefit others to share these experiences, and as I travel to teach, I am only sharing my heart advice based on my own experiences. It is important to gain personal experience in order to really understand the Dharma. It is important to ask: What is true happiness? Is it external or internal? Even if one is very rich and has everything one could wish for, if there is hatred in one's family, one experiences hell-like suffering. If one is poor but shares love and kindness with one's family, one experiences a pure land. Happiness can only arise from within the mind, happiness is not at all related to the external world. When the mind is disturbed, one finds suffering anywhere, even in a positive circumstance. If the mind is at peace and filled with love, one finds happiness even while surrounded by a seemingly difficult outer circumstance. "All suffering without exception comes from wishing for one's own happiness."

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Reminders of Kindness, Compassion, and Your Own True Nature by Kyabje Garchen Rinpoche 

Translation copyright © 2012 Ina Bieler. All rights reserved. 
The quotes may be forwarded to friends, but all other uses are reserved.

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